Internat Diapason
von Stiftung YOU COUNT
Jubiläumsfeier Diapason
Wenn die Sonne zu spät kommt
Es ist gar nicht so einfach, in der heutigen Zeit eine würdige Jubiläumsfeier zu gestalten. Für die Erlebnispädagogen vom Internat waren die Umstände allerdings fast schon perfekt.
von Herbert Roth
«Klein, aber fein» lautete die Devise beim Internat Diapason, das zu ihrem 25-jährigen Bestehen die Familien ihrer 16 Schüler an den Thunersee einlud. Durch den überraschenden Regen liessen sich die Gäste kaum bremsen: Schon bald war der See mit Stand-up-Paddlern, Seglern, Schwimmern und Wakeboardern bevölkert. «Auch mit gutem Wetter hätte es nicht besser sein können», meinte ein zufriedener Internatsleiter Sacha Baumgartner nach dem Anlass.
Erlebnispädagogik als Lebensschule
Im festlichen Teil wurde Thomas Schüpbach interviewt. Er war vor 25 Jahren der erste Leiter des Internats Diapason. Er erzählte, dass in der Anfangszeit zusätzlich zu den Jugendlichen noch Hotelgäste im Internat und ehemaligen Gasthaus bewirtet wurden. Zu den Veränderungen in der sozialpädagogischen Arbeit meint Schüpbach: «Zu meiner Anfangszeit betrieben wir eine Feld-, Wald- und Wiesenpädagogik. Heute gibt es professionelle Konzepte, ein tieferes Problembewusstsein, differenziertere Störungsbilder und das Risikobewusstsein – gerade in der Erlebnispädagogik – hat zugenommen.»
Die Erlebnispädagogik ist neben der Schule ein wichtiger Bestandteil der Arbeit im Diapason. Kürzlich kehrten die Schüler vom 7-tägigen Alpentreck zurück. Eine Gruppe lief sogar in zwei Wochen von Wilderswil bis ans Mittelmeer. Der 25-jährige Elektroinstallateur Mischa Kälin, ehemaliger Jugendlicher und Ehrengast am Anlass, war vor 9 Jahren ebenfalls ans Meer gelaufen und meinte im Rückblick vor versammeltem Publikum dazu: «Auf diesem Treck läuft man so viel. Er hat mir geholfen, meine Grenzen zu verschieben. Wenn ich denke, jetzt ist es genug, geht es einfach noch 10 Mal weiter. Daran habe ich gedacht, als ich einmal den Auftrag hatte, eine 5 Meter lange Lampe zu bauen.»
Wie ein Pinguin im Wasser
Auch der 14-jährige Internatsschüler Samuel sieht in der Erlebnispädagogik einen besonderen Wert: «Ich habe im Internat Vieles gelernt, zum Beispiel ruhig zu bleiben oder mich in ein Team einzugeben. Beim Eishockeyspielen habe ich einen Streit mit einem anderen Jungen auflösen können, indem wir zusammen ein Team gebildet und so ein gemeinsames Ziel verfolgt haben.»
Zum Abschluss wurde ein grosses Graffiti enthüllt, das im Verlauf des Tages unter Mitwirkung der Gäste entstanden ist. Alexandra Reinalter, Direktorin der Stiftung YOU COUNT, der das Internat angehört, wies in ihren Grussworten darauf hin, dass die Jugendlichen ihr Potenzial dann abrufen können, wenn sie sich wohl fühlen und ihre Umgebung stimmt. «Ein Pinguin ist auf Land etwas unbeholfen, aber im Wasser schwimmt er 2000 Kilometer weit mit der Energie von der Energie von einem Liter Benzin» führt sie aus. So ist es die Aufgabe der Stiftung, gute Lebensbedingungen für die Entwicklung der Jugendlichen zu schaffen.
Mit einem Stück Geburtstagstorte in der Hand machten sich die Gäste genau dann auf den Heimweg, als sich die Sonne zu zeigen begann.