Abgeriggt

von Stiftung YOU COUNT

Windsurflager Internat Diapason

Das Diapason verabschiedet sich nach 22 Jahren aus dem Surflager am Comer See. Das letzte Surflager war eines wie keines zuvor. Wie sollte es auch…

Statt Sonne, Wind und Entspannung auf dem Campingplatz gab es zunächst einige Startschwierigkeiten zu überwinden, bevor das Surflager zum Surflager wurde. Pünktlich zum letzten Tag einer Schönwetterperiode kamen wir an. Unsere Vorhut hatte bereits das Küchenzelt aufgestellt und das meiste Surfmaterial aufgeriggt. Die restlichen Zelte waren schnell aufgebaut und bezogen. Langsam zogen dunkle Wolken über dem Surflager auf und der Wetterbericht verschlechterte sich von Minute zu Minute. Während die einen Wetter-Apps die Sintflut vorhersagten, hielten sich andere Wetter-Apps etwas zurück und meldeten nur die Hälfte des Monatsniederschlag in einer Nacht – plus Hagel… und natürlich Gewitter, Gewitter und Gewitter.

Einen Vorgeschmack des bevorstehenden Wetters erhielten wir dann auch gleich am ersten Abend, nachdem wir  – diejenigen, die sich über die Unmengen angeschwemmten Seegrases hinwegtrauten – zumindest schon Zeit im Wasser mit Baden und Zweikämpfen verbringen durften. Das eine oder andere Zelt wurde plattgedrückt und die Wolken über unseren Köpfen liessen wissen, was sie können. Unter diesen Umständen sahen wir uns gezwungen über Alternativen nachzudenken, um das Surflager nicht eventuell sogar vorzeitig abzubrechen, bevor es überhaupt starten konnte.

Während zwei Mutige zurückblieben um unter Einsatz ihres Lebens – oder zumindest ihrer trockenen Haut – das Lager und alles zurückgebliebene Material vor dem Ertrinken und Wegwehen zu schützen, gingen die noch Mutigeren mit einem Haufen surfwütiger Jugendlicher in eine nahegelegene Jugendherberge. Gesellschaftspiele, eine Slackline, Einkaufsbummel und zwischendurch sogar auch Badespass vertrieben die Zeit.

Ganz nebenbei löste sich beim Einwassern des Motorbootes der Schlauch von der Schale, so dass wir es wieder herausnehmen und umständlich reparieren mussten. Die Jagd nach dem richtigen Klebstoff und die Reparatur stellten eine spannende Aufgabe für die nächsten Tage.

Am vierten Tag konnte das Surflager dann endlich anfangen – oder doch nicht? Die Zelte wurden wieder bezogen, die meisten hatten Regen und Wind Stand gehalten. Doch überstanden war das schlechte Wetter noch nicht. Alle Zusammen hielten wir im Camp noch weitere Regenschauer aus, doch war das Schlimmste bald überstanden und wir konnten mit dem üblichen Surflagerprogramm starten. Das selbstgebuddelte Abflusssystem funktionierte. Zur Theorieschulung kam nun auch endlich die Praxis. Die Sonnenphasen wurden immer länger und am Ende der ersten Woche konnte man das Wetter durchaus gut nennen, so dass es für den einen oder anderen noch zu einem Sonnenbrand reichte.

Thermik und Fön kämpften gegeneinander und so mussten wir trotz Sonne zunächst noch auf Wind warten. Abenteuerliche SUP Touren, bei denen sich Vermutungen über Krokodile in stillen, einsamen und wunderschönen Seitenarmen des Comer Sees aufdrängten, Angelexzesse und Ausflüge in die nahe gelegene Schlucht mit spannenden Schwellen zum Gumpen waren gute Wege, sich das Warten zu versüssen.

Und am Ende kam der Wind. Drei herrliche Surftage und der King of the Lake Contest, bei dem der beste Sportler des Windsurflagers 2017 gekürt wurde, boten das Abschluss-Highlight und machten den Abschied schwer. Auf SUPs und im Windsurfen massen sich die Jugendlichen und lieferten sich spannende Rennen, in denen sie sich nichts schenkten. Jede Windminute wurde an den letzten Tagen genutzt und immer wieder mussten Essenszeiten nach hinten verschoben werden. Wind geht vor.

Verwöhnt wurden wir in diesem Camp wieder von unserer Küche. Gut Kochen ist eine Sache, eine Campingküche organisieren eine andere. Zaubern ist wieder etwas ganz anderes. In unserer Küche geht alles und wir kehren dankbare mit vielen Genüssen nach Hause.

Ganz am Ende steht eine Erkenntnis, die nicht jeden freut… die Mücken haben wieder einmal die Sintflut überlebt.

Nun schauen wir zurück auf viele Jahre Windsurflager und sind dankbar für die vielen Erfahrungen und Erlebnisse am Comer See. Doch wie so vieles Gutes hat auch dies nun sein Ende und es wird Zeit für Neues. Wir sind gespannt und freuen uns darauf, was die Zukunft so bringt.

Andreas Anliker
Team Diapason

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